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Ein Text von Klausens


Klau|s|ens Kurzprosa



Im Dunkeln. Wo bin ich zu Hause?



Meine Wohnung ist der Hort, wo ich ahnungslos dahindämmere. Denn diese Wohnung ist dunkel, am Tag – und in der Nacht. Es gibt keinerlei Fenster – und ich wüsste auch nicht, was ein Fenster wäre.


Was bedeuten mir Worte, wenn ich deren Inhalt nicht kenne? Manchmal kommt ein Schwall von Licht in meine Wohnung hinein, ein grelles, helles Licht, welches sich von außen in gleißender Strenge in meinen Lebensraum ergießt.

Das sind diese Momente, die mich erschrecken lassen. Dahinschlafend, dahindämmernd ... so vegetiere ich alle Tage in meinem Heim, in welchem ich nichts tue, als einfach nur dazuliegen und zu warten.


Wenn dann aber das Öffnungs-Gleißen kommt, überfällt mich der Schrecken. Ich denke, dass ich nun an der Reihe sein könnte.

Sie werden fragen: Von welcher Reihe ist denn die Rede? Aber ich muss gestehen, dass ich es gar nicht genau weiß.


Mir ist nur eines vollkommen deutlich und bewusst in mein Gedächtnis einmarmoriert: Immer dann, wenn es ein "AUF" gab, fehlte jemand von uns. Oder zumindest fast immer. Dieses wurde mir dann erst im Dunkeln deutlich, wenn es nichts mehr zu sehen gab, aber in meinem Auge immer noch die Umrisse von Gegenständen brannten. Dann sah ich Details und bisweilen konnte ich sogar zählen, wie viele wir noch waren.


Nach dem Schließen aber waren wir weniger geworden, in den meisten Fällen. Ich spürte das, weil weniger Masse strahlte. Man kann das Andere im Fehlen spüren, weil die Masse und damit auch die Energie verschwunden ist. Das Dezimieren unserer Gruppe von Artgenossen belastete mich sehr, denn es konnte jederzeit sein, dass auch ich an der Reihe war – und genau dann wäre mein bisheriges Dasein (kann man es Leben nennen?) völlig verändert. Sobald ich für immer aus meiner Wohnung herausmüsste, wäre ich obdachlos.


Dabei sagt mir der Begriff "Dach" (oder "Obdach") gar nichts. Aber einer meiner Freunde, der jetzt schon nicht mehr da ist, hatte es mir überdeutlich erklärt, dass eine Obdachlosigkeit wie eine Behausungslosigkeit ist – und genau das wollte ja keiner von uns. Schon diese fade und spröde Idee einer irgendwie gearteten "–losigkeit" versetzte uns in Angst und Schrecken, und dies insbesondere dann, wenn einer von uns mal wieder für immer verschwand.


Ich selber war noch da. Und an den Tag, an dem man mich in meine Wohnung verbracht hatte, konnte ich mich nicht zurückerinnern. Das müssen Jahre gewesen sein - oder waren es doch nur Monate? Manchmal hatte ich eine Idee von "Jahren", wenn ich meine Mitbewohner bei diesen Lichtschüben anschaute, und dann sah ich seltsame Aufdrucke auf ihnen, die ich mit dem Wort "Jahre" bezeichnet hatte. Auch "Monate" und "Tage" waren wohl darunter, Aufdrucke, die mit dem plötzlichen Öffnen der Tür in irgendeiner Verbindung stehen mussten.


Aber ich war ja nur in Maßen betroffen, weil ich immer dort im Dunkeln verblieb. Nur das grelle Licht beim Aufmachen bereitete mir Sorgen und sorgte für traumatische Momente, die ich wieder vergaß, bis ein erneutes Öffnen und ein erneuter Lichtschwall mich wieder in die Momente des ewigen Schreckens versetzten.


So war mein Leben also doch eher unerfreulich, zumindest deutlich unerfreulicher, als es jemals erfreulich war. Ich hatte zwar eine Wohnung, fühlte mich aber keinesfalls sicher. Jederzeit konnte etwas geschehen. Wieder konnte einer meiner Freunde für immer weggehen, abgeholt werden oder uns auf unbestimmte Zeit verlassen ... um dann seltsam verändert zurückzukommen.


Alles schien möglich und unmöglich zugleich. Und niemand wusste, was da draußen in der fernen Welt für Widerstände und Erlebnisse warteten. Wir träumten von allem, meistens voller Panik.


Habe ich Ihnen eigentlich schon gesagt, dass das grelle Licht von außen immer auch mit einem kleineren, schwächeren, gelblicheren Licht von innen verbunden war? Das war wie eine Doppelattacke auf unser seelisches Gleichgewicht: Da waren tatsächlich zwei Lichter, ein helles und ein weniger helles, die uns gewissermaßen von außen und innen in die Zange nahmen.


Ja, eine "Zange" hatte ich wohl schon einmal gesehen. Damit war einer von uns mal herausgeholt worden - und ich sah bei geöffneter Tür, wie eine kleine hölzerne Greifzange in ihn eingeführt wurde, bei zuvor geöffnetem Deckel, wonach dann das Behältnis deutlich leerer war als zuvor. Ich hörte nur noch ein Wort wie "Urke" (oder "Urken" - falls ich das überhaupt richtig verstanden habe).


Ich möchte Ihnen nicht länger mit mir und meiner Wohnung zur Last fallen. Ich sollte noch von der ewigen Kühle reden, also demselben Klima, welchem Särge im Kühlhaus eines Krematoriums ausgesetzt sind. Aber ich will eigentlich nicht länger klagen, da mich seit Jahren (oder sind es bloß Monate?) sowieso keiner herausnimmt. Ich werde noch nicht mal mehr berührt. Dabei müsste nur einmal jemand meinen Glasrand sauber wischen, damit ich, der "Zenf" (oder so ähnlich ich heiße), wieder ansehnlich ausschaue.


veröffentlicht in

in

NETZ-WERKE

InLitera Jahrbuch 2006/2007

Herausgegeben von Steffen Seischab, Kurt Markel, Kyriakos Sidiropoulos,

Fabian Tomaschek, Sabine Schäfer, Rose Biena

Tübingen 2007

ISBN 978-3-00-021854-5

siehe dazu: www.klausens.com/veroeffentlichungen-15.htm









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